Ein Leben für die Leichtathletik: Hans Bendl ist tot

  11.04.2023    WLV
„Leichtathletik ist die vermutlich älteste Sportart der Welt“, sagte Hans Bendl gelegentlich. Und nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Und ganz sicher ist es die Schönste!“ Und wenn er das sagte, dann musste es stimmen. In der Leichtathletik kannte er sich aus wie kaum ein Zweiter.

Ganze Generationen von Leichtathleten aus dem Südwesten kennen die Stimme von Hans Bendl. Schon von außerhalb des Stadions hörte man, wenn der Leichtathletikexperte aus Schwäbisch Gmünd das Geschehen auf der Laufbahn kommentierte. Fachkundig und umsichtig. Natürlich kannte er alle Rekorde, natürlich kannte er die Bestleistungen der Athleten. Er war immer perfekt vorbereitet.

Über Jahrzehnte hinweg war er die Stimme der Leichtathletik. Egal ob bei Wettkämpfen der LG Staufen in Schwäbisch Gmünd und Umgebung oder bei Deutschen Meisterschaften in Ulm oder Stuttgart: mit dem Stadionmikrofon in der Hand war Hans Bendl in seinem Element.

Und überhaupt: seine Stimme! Unverkennbar, sonor und auf den Punkt. Aber niemals zu laut. Sie drängte sich nicht in den Vordergrund, ihr ging es um die Sache. In einem lauten Fußballstadion hätte das nicht funktioniert, in der Leichtathletik passte es. Die Stimme als Spiegel eines Wesens.

Viele hundert Einsätze als Stadion- und Hallensprecher, eigentlich ist das genug. Bei Hans Bendl war es nur ein kleiner Teil seines Engagements.

Ein Leben für die Leichtathletik

Hans Bendl liebte die Leichtathletik und er lebte für sie. Und das bevorzugt im Hintergrund. Herausgehobene Ämter und Funktionen? Über viele Jahre brachte er seine Erfahrungen als Stellvertretender Vorsitzender im Leichtathletikkreis Ostalb ein, mehr wollte er nicht. Sach- und Gremienarbeit war sein Ding. In der Individualsportart Leichtathletik war er der Mannschaftsspieler. Er engagierte sich, damit andere glänzen konnten. Und freute sich über deren Erfolge. Ganz besonders wenn es Sportler aus Schwäbisch Gmünds Teilort Bargau waren.

Der TV Bargau und deren Leichtathleten im Trikot der LG Staufen lagen ihm seit jeher am Herzen. Hinter den Kulissen liefen die Fäden bei ihm zusammen. Er organisierte, plante und: er schrieb. Über ein halbes Jahrhundert lang. Bis zuletzt verfasste er Artikel für die Vereins-Homepage und verantwortete jahrelang die Turnerpost des Vereins. Ausgiebige Recherche, viel Fleißarbeit, das passte zu Hans.

Journalismus als Leidenschaft

Das Schreiben war seine zweite Passion. Zu Studienzeiten hatte er damit geliebäugelt Sportjournalist zu werden. Studium von Deutsch und Gemeinschaftskunde. Als Lehrer in Heubach unterrichtete er zudem noch Geographie und Geschichte. Den Journalismus betrieb er nebenbei.

Und wie! In den 1970er Jahren übernahm er die Pressearbeit für die damals noch junge LG Staufen. Er schrieb, er interviewte und dokumentierte. Mehr als vierzig Jahre versorgte er Tageszeitungen, sowie die Organe des WLV und DLV mit Leichtathletiknachrichten aus Ostwürttemberg. Erst 2015 legte er sein Amt in jüngere Hände. Seitdem war sein Kürzel „ben“ nicht mehr fast täglich, sondern nur noch einige Male pro Monat zu lesen.

Und gefragt war Hans Bendl weiterhin: sein Erfahrungsschatz, seine Besonnenheit, seine Weitsicht. Als Ansprechpartner und Ratgeber. Seine Leichtathletikgemeinschaft, die LG Staufen, konnte weiter auf ihn zählen. Und auch an der Neukonstitution des Leichtathletikkreises Ostalb war er in den letzten Wochen noch maßgeblich beteiligt.

Sein herausragendes Engagement für die Leichtathletik wurde schon vor vielen Jahren gewürdigt. Die Verdienstplakette des Württembergischen Leichtathletikverbandes erhielt er schon 2007. Wichtig war ihm das nicht. Er applaudierte lieber den anderen. Und als ihm von seiner Heimatstadt die Auszeichnung als „Gmünder Sportpionier“ angetragen wurde, so lehnte er freundlich und dankend ab.

Im Scheinwerferlicht sah er bis zuletzt lieber andere. Hans Bendl fühlte sich wohler als Beobachter. Er war der Chronist der Leichtathletik in der Region, er war ihre Stimme.

Eine Woche vor Ostern ist Hans Bendl kurz vor seinem 80. Geburtstag gestorben. Er hinterlässt seine Frau und seine beiden Töchter.     

erstellt von Marc Scheloske / wlv